120 Jahre Haus & Grund in Worms: mehr als nur eine gute Gelegenheit zum Feiern

Vergangenheit und Gegenwart. „Worms im Wandel der Zeit“ – das ist der Titel einer hochgradig interessanten Foto-Austellung, mit der Haus & Grund Worms-Alzey jetzt sein 120-jähriges Bestehen feiert. Die festliche Vernissage nutzten die Verantwortlichen auch zum Nachdenken über top-aktuelle Themen.

Gelungene Jubiläumsfeier mit einer denkwürdig-nachdenklichen Festrede: Haus & Grund Worms-Alzey feierte sein 120-jähriges Bestehen.

Gelungene Jubiläumsfeier mit einer denkwürdig-nachdenklichen Festrede: Haus & Grund Worms-Alzey feierte sein 120-jähriges Bestehen. - Foto: Haus & Grund Worms-Alzey

Von Harald Gruber

Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, die Haus & Grund Worms-Alzey (so nennt sich der Verein seit diesem Jahr offiziell) aus Anlass des 120-jährigen Jubiläums im Foyer des Wormser Kultur- und Tagungszentrums auf die Beine gestellt hatte.

Keine herkömmliche Jubiläumsfeier, um sich auf alten Erfolgen auszuruhen, sondern ein moderner Rahmen, der sowohl die Stadt Worms als auch das heutige Selbstverständnis der Eigentümerschutz-Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellte – das hatten sich die Vereinsverantwortlichen vorgenommen und auf beeindruckende Weise in die Tat umgesetzt.

Foto-Ausstellung „Worms im Wandel der Zeit“

Eindrücke von der VernissageZum einen war da die Vernissage zur Foto-Ausstellung „Worms im Wandel der Zeit“ zum Thema Wohn-Architektur in der Nibelungenstadt. Für diese Ausstellung hatten sich unter der künstlerischen Leitung von Klaus Blum, dem früheren langjährigen Geschäftsführer von Haus & Grund, insgesamt neun Fotografen auf Spurensuche begeben.

Zunächst wurde dazu das Stadtarchiv nach historischen Fotografien von Wormser Wohnhäusern mit architektonischen Besonderheiten durchforstet. Anschließend wurden diese markanten Gebäude in ihrer aktuellen Erscheinung ins richtige Licht gesetzt.

„Alt und neu“ – 25 Doppeltafeln kamen so insgesamt zustande. Eine außergewöhnliche Dokumentation, die den zur Gratulation erschienenen Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel zu der spontanen Bemerkung veranlasste: „Unser Worms ist schön – schade, dass das von viel zu wenig Menschen so wahrgenommen wird.“

Ausdrücklich dankte das Stadtoberhaupt sowohl dem Haus & Grund Ortsverein als auch den vielen engagierten Immobilieneigentümern in der Stadt für das gute Zusammenwirken im Interesse des Gemeinwohls.

Großes Lob vom OB und vom Landesverband

Auch der Landesverbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland-Pfalz, RA Ralf Schönfeld, hatte nur lobende Worte für den Jubilarverein mitgebracht. Dessen Leistungsfähigkeit und Servicebereitschaft im Interesse der privaten Immobilieneigentümer in und um Worms könne man am besten an einer Zahl abschätzen: In der Zeit, in der Rechtsanwalt Hans-Joachim Lock den Verein als Vorsitzender führt, ist die Zahl der Mitglieder von rund 300 auf nunmehr 2.400 angestiegen – ein steiles Wachstum auf mehr als das Achtfache also.

Zwei Zitate aus unserem Grundgesetz

Art. 1 Abs. 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Art. 1 Abs. 2: „Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

Wie modern und zeitgemäß der Wormser Haus & Grund Vorsitzende sein Amt versteht, wurde denn auch prompt in seiner Festrede deutlich. Dort wollte sich Hans-Joachim Lock nämlich nicht, wie er sagte, „mit historischen Schlaumeiereien und altbekannten, zuweilen abgedroschenen Phrasen langweilen“.

Vielmehr wollte er „Umstände unserer Gegenwart, die mich bewegen“, in den Mittelpunkt rücken. Und das war bzw. ist der Artikel 1 unseres Grundgesetzes (siehe Kasten).

„Was uns die Väter hier ins Stammbuch geschrieben haben, ist deutlich: Es geht hier um Menschenrechte und nicht nur um Deutschenrechte.“ Aus gegebenem Anlass wollen wir die nun folgenden Passagen der Ansprache von RA Hans-Joachim Lock wörtlich wiedergeben – der anhaltende Applaus am Ende sei hier schon vorweggenommen.

Hier Auszüge aus der Festrede im Wortlaut:

„Wir leben hier in großer Freizügigkeit – einige haben mehr, andere haben weniger, einige arbeiten mehr, andere arbeiten weniger, einige erben mehr, andere erben weniger. Diese Freizügigkeit ermöglicht es uns, eine Willkommenskultur zu leben, wenn wir es wollen und sie abzulehnen, wenn wir es nicht wollen.
Nehmen wir die Freizügigkeit nur für uns in Anspruch, aber nicht auch für andere?

Eines ist völlig unbestritten: Das Vernichten von Sachwerten durch Niederbrennen von Asylunterkünften und der Angriff auf die persönliche Integrität gehört ebenso wenig zu den demokratischen Ausdrucksformen der gelebten Freizügigkeit wie diffamierende Beleidigungen von Amtsträgern und Engagierten.

Diskussionen über Obergrenzen sind nicht human, aber legitim, denn die Boote im Mittelmeer kentern nicht nur wegen der Hochseeuntauglichkeit, sondern insbesondere auch wegen Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichts.
Wir leben in großer Freizügigkeit und diese Freizügigkeit leben wir und die Mitglieder des Vereins.

Durch die Solidargemeinschaft können wir permanent für die Mitglieder da sein, die sich in schwierigen Situationen befinden und der Hilfe bedürfen. Dieses System klappt nur aus dem Grund so perfekt, da die finanziell unterstützenden Mitglieder die Gruppe der Hilfesuchenden zahlenmäßig weit übersteigen, und die Ressourcen der hochwertigen Dienstleistungen für die bereitstehen, die der Hilfe bedürfen.

Mehr Infos vor Ort und im Netz

Die Foto-Ausstellung „Worms im Wandel der Zeit“ mit allen 25 Bildtafeln hängt noch einige Zeit in der Geschäftsstelle, Wilhelm-Leuschner-Straße 13. Dort ist auch ein Ausstellungskatalog erhältlich.

Auch hier im Netz kann die Ausstellung bewundert werden:

So wie bei uns im Kleinen, funktioniert die Willkommenskultur auf der großen Bühne. Wer die Spielregeln unserer kulturellen, staatlichen und religiösen Grundwerte akzeptiert, ist uns im Rahmen unserer Möglichkeiten als Hilfesuchender willkommen.

Ob dauerhafte Integration oder spätere Rückreise in die befriedete Heimat sind Fragen, die wir freizügig beantworten dürfen.

Wir leben in bunten Zeiten durch die Meinungsvielfalt, durch die unterschiedlichen Menschen dank unserer Bevölkerungsstruktur und durch Asylsuchende etc.

Ich bewundere diejenigen, die für die Freizügigkeit in unserer Gesellschaft ungeachtet des Ansehens der eigenen Person und ungeachtet der politischen Mehrheitsverhältnisse einstehen. Ich respektiere Bedenkenträger, die rechtsstaatlich demokratische Rechte wahrnehmen. Möglicherweise liegt die Wahrheit in der Schnittmenge.

Und sowohl hierbei als auch im täglichen Umgang miteinander wollen wir doch niemals eines vergessen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ja, meine Damen und Herren, ich lebe bewusst und gerne in diesen bunten Zeiten.“ 

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